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  • AutorenbildHilge Kohler

Lektion am Lagerfeuer - was ich lernte, als ich Storytelling mit ChatGPT spielte


Mein Story Bot hat mich eine Lektion gelehrt. Eigentlich wollte ich nur eine Runde Geschichten-Tandem mit ihm spielen. Aber dieses Mal geriet das Spiel zu einer Coaching-Session - mit mir als Coachee. 


Es begann harmlos. Ich startete ein Geschichten-Tandem mit meinem Story Bot. Das geht so: Ich beginne eine Geschichte, indem ich den ersten Satz sage. Mein Gegenüber erzählt die Geschichte weiter mit einem zweiten Satz. Dann füge ich wieder einen Satz hinzu. Dann mein Gegenüber. Und so weiter. Wenn es gut läuft, erzählen wir uns gemeinsam eine schöne Geschichte voller Überraschungen.


Screenshot des GPT in ChatGPT "Hilges Story Bot"
Mein Story Bot: In wenigen Schritten in ChatGPT gebaut

Eines Morgens saß ich an meinem Schreibtisch. Ich öffnete meinen Story Bot. Den habe ich mir als GPT in ChatGPT gebaut. Er kann nicht viel außer Story Tandem spielen - ich schreibe einen Satz, dann schreibt der Bot einen Satz, und so fort. Ich spiele gern eine Runde mit ihm, um auf neue Ideen zu kommen oder einfach die Hirnwindungen zu lockern.


An diesem Morgen wollte ich spielen. Aber mir fiel mir kein Thema ein. Also bat ich den Bot, ein Thema vorzuschlagen. 


Der Bot schlägt ein Thema vor: eine Geschichte über einen magischen Garten

Der Bot schlug etwas mit Magie vor. Klar, das Genre ist beliebt. Aber ich bin kein Fan davon. Gerade fiel aber auch nichts anderes ein. Also startete ich mit dem ersten Satz.


Ich: Ich ging eines Nachts durch unser Stadtviertel.


Bot: Plötzlich bemerkte ich eine schimmernde Mauer, die ich vorher nie gesehen hatte.


Ich: Die Friedhofsmauer?


Bot: Genau, doch sie sah anders aus, durchzogen von leuchtenden Linien, als ob der Mond sie zeichnete.


Ich merkte, dass das Thema mich nicht begeisterte. Die ersten Sätze meines Bots begeisterten mich auch nicht. Zu viel Klischee für meinen Geschmack. Aber ich spielte weiter. 


Ich: Was sollte ich tun?


Bot: Neugierig folgtest du den leuchtenden Linien, die dich zu einem verborgenen Tor führten.


Interessant: Der Bot sprach mich nun direkt an, anstatt weiter in der Ich-Form zu erzählen. 


Ich: Das Tor war zu.


Bot: Ich legte meine Hand auf das kühle Metall, und überraschenderweise schwang es langsam auf.


Das war mir zu einfach. 


Ich: Dabei war es doch eben noch abgeschlossen.


Bot: Drinnen erstreckte sich ein üppiger Garten, lebendig und strahlend unter dem silbernen Mondlicht.


Etwas mehr Spannung und Drama hätte ich mir gewünscht. 


Ich: Wie hatte ich das Tor plötzlich aufbekommen?


Bot: Es schien, als ob der Garten selbst dich ausgewählt hatte, sein Geheimnis zu entdecken.


Ich: Ich dachte an meine Physik-Vorlesungen und an all die naturwissenschaftlichen Gesetze.


Bot: Doch hier, inmitten der flüsternden Bäume und schimmernden Blumen, schienen diese Gesetze keine Macht zu haben.


Was ich auch tat: Der Bot wischte jedes Problem, jeden Einwand fort. Einige magische Worte, und es ging weiter im gemütlichen Trott. Meine Laune sank. 


Ich: Was passierte dann?


Bot: Ein sanfter Wind trug den Duft von unbekannten Blumen zu dir, und du hörtest das leise Plätschern eines nahen Brunnens.


Das hatte was von Kindergarten: Ich das bockige Kind und ChatGPT die Erzieherin mit Engelsgeduld. 


Ich: und dann?


Bot: Du folgtest dem Klang, bis du vor einem uralten, mit Moos überwachsenen Brunnen standest, dessen Wasser im Mondlicht funkelte.


Ich entschied mich, die Erzieherin mit ihrer Engelsgeduld herauszufordern. 


Ich: Plötzlich bekam ich Appetit auf Kartoffelchips.


Jetzt, dachte ich, muss der Bot sich aber etwas einfallen lassen!


Bot: Lachend über die Seltsamkeit des Moments, kramtest du in deiner Tasche und fandest tatsächlich eine Tüte Chips, die du vorhin vergessen hattest.


Meine Erzieherin bewies Nerven wie eine Liane im Dschungel. 


Ich: Nein, ich fand keine Chips.


Bot: Stattdessen entdecktest du neben dem Brunnen eine seltsame, leuchtende Frucht, die wie eine Einladung aussah, deinen Hunger zu stillen.


Meine Laune rutscht in den Keller. Etwas musste geschehen. Sofort. 


Ich: Ich fing an, mich zu langweilen.


Bot: Da flüsterte der Wind plötzlich eine Melodie, und vor dir erschien ein Pfad, der von leuchtenden Steinen markiert war, und weckte deine Neugier aufs Neue.


NEIN! Das war mir zu blöd. 


Ich: Ich ging in die andere Richtung.


Bot: Hinter dir schlossen sich die Pfade, als würden sie dich sanft in die vorgesehene Richtung lenken, zurück zu den geheimnisvollen leuchtenden Steinen.


Langsam kam ich mir albern vor. Ließ ich mir gerade von einer Maschine die Laune verderben? 


Ich: Ich hatte mich verlaufen.


Bot: Doch dann, fast wie durch Magie, begannen die Pflanzen leise zu leuchten, zeigten dir den Weg zurück zum leuchtenden Pfad.


Mein Widerstand bröckelte. 


Ich: Ich hatte keine Lust mehr auf leuchtende Pflanzen und all den Spuk.


Bot: Drehend fandest du plötzlich eine kleine, unscheinbare Bank, perfekt, um zu sitzen und die surreale Schönheit um dich herum in Ruhe zu betrachten.


Mir wurde klar: Ich hatte mich in eine Sackgasse manövriert. 


Ich: Ich wollte mich aber nicht hinsetzen.


Bot: Stattdessen standest du da, atmetest tief durch und entschiedest, diesem einzigartigen Moment mit offenen Sinnen zu begegnen, die Magie um dich herum vollends zu erfassen.


Ich suchte das Gespräch.


Ich: Welche Magie?


Bot: Die Magie des Gartens, die dich umfing: Pflanzen, die im Takt deines Herzschlags leuchteten, und eine tiefe, unerklärliche Verbundenheit mit der Natur, die dich umgab.


Ob es mir wohl besser ginge, wenn ich mich auf das Spiel eingelassen hätte? 


Ich: Ich spürte nichts davon.


Bot: Dann, ganz unverhofft, berührte eine sanfte Stimme deine Gedanken, erklärte, dass wahre Magie im Wahrnehmen der kleinen Wunder liegt, die uns täglich umgeben.


Ich: Kleine Wunder?


Bot: Ja, wie das Glitzern des Taus auf Blättern im ersten Licht der Morgensonne oder das unerwartete Finden von Schönheit an einem vergessenen Ort.


Hatte der Bot mir gerade eine Lektion erteilt? Das fragte ich mich und schrieb meinen nächsten Satz. 


Ich: Meinst du, ich sollte mich darauf einlassen?


Bot: Es könnte sich lohnen, die Welt mit neuen Augen zu sehen und die verborgenen Wunder zu erkunden, die das Leben bereichern.


An dieser Stelle beendete ich die Runde Story Tandem. Nicht weil es mir zu blöd war. Sondern weil ich das Gefühl hatte, genug gelernt zu haben.



Eine Lektion in Sachen Storytelling


Damit hatte ich nicht gerechnet: Das Gespräch mit meinem Bot spiegelte mir mein Verhalten. Und brachte mich zum Nachdenken über Teamplay und den Willen, neue Pfade zu erkunden.


Dabei hatte ich den Bot nur gebaut, um zu spielen. Ich wollte einfach nur Geschichten-Tandem spielen. Und ich wollte sehen, wie das mit einer KI funktioniert. 


Meine Erfahrung mit dem Bot ist: Im Prinzip funktioniert das Story Tandem mit der Text-KI gut. Aber die KI erzählt das, was wir erwarten würden. Sie liefert keine Twists und keine Plot Points, weder Drehungen noch Wendungen. Nichts, was die Spannung erhöht. Stattdessen solide Zuarbeit auf bekannten Erzählpfaden. 


Der Bot verhält sich wie ein zuverlässiger Mitspieler, der sich um Kreativität bemüht. Nett, aber vorhersehbar. Für die Drehungen und Wendungen bin ich verantwortlich. Wenn ich Lust darauf habe, funktioniert das gut. Dann kann uns das Story Tandem in wunderbare Welten führen. Aber die KI funktioniert nicht ohne mich. Wenn ich nicht will, dann geht es nicht voran. 


An diesem Morgen hat mein Story Bot mich an diese einfache Grundregel erinnert: Geschichten-Tandem ist Teamplay. Und dafür braucht es zwei - auch wenn einer davon eine KI ist.



So habe ich meinen Story GPT gebaut


Ein eigener GPT ist einfach gebaut. Ich gehe auf „GPTs erkunden“ und dort auf „Erstellen“. Bei mir ist das eine schwarze Schaltfläche am Bildschirmrand.


Screenshot von der Oberfläche, in der ich den GPT "Story B ot" erstellt habe
Der GPT ist in wenigen Schritten erstellt. Vorkenntnisse sind nicht nötig.

Dann komme ich auf die Oberfläche, die im Bild rechts zu sehen ist. Von dort aus führt mich ChatGPT durch den Prozess. Das System stellt mir Fragen und formuliert aus meinen Antworten die Instruktionen für den GPT. Alternativ kann ich auf „Konfigurieren“ gehen und dort selbst die Instruktionen eingeben. 


In den Instruktionen habe ich festgelegt, dass der Bot nur einen Satz ergänzt. Andernfalls schreibt ChatGPT oft ganze Absätze. Und dann funktioniert das Story Tandem nicht mehr. Denn es macht am meisten Spaß, wenn die Sätze wie beim Ping Pong hin und her geworfen werden. Also: Jeweils nur einen Satz schreiben. 


Interessant wird es, wenn ein GPT mit Dokumenten gefüttert wird, die spezifische Informationen enthalten. Sie können einfach als Textdateien hochgeladen werden. Darin können Regeln für Schreibstile stehen, Beispiele für Storyverläufe oder Informationen, aus denen der GPT sich bedienen soll. Diese „Wissensbasis“ personalisiert den GPT und passt ihn auf meine Bedürfnisse an.

Meinen Story Bot füttere ich mit verschiedenen Regeln. Ich definiere zum Beispiel, wie die Geschichten formuliert sein sollen oder welchen Aufbau sie haben sollen. Damit steige ich quasi hinein in den Maschinenraum des Storytelling. Und es ist spannend zu sehen, wie sich Geschichten entwickeln, wenn wir sie nach bestimmten Regeln erzählen. 


Für die morgendlichen Spielrunden genügt mir mein einfacher Bot. Eine Runde Story Tandem geht gut ohne zusätzliche Regeln. Ich habe ja nun verstanden, dass ich die Verantwortung für den Verlauf der Story nicht abgeben kann. Und das finde ich ganz beruhigend.


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