Methodensammlung
Präsentieren, moderieren, diskutieren:
Das geht online so gut wie vor Ort.
Mit den richtigen Methoden geht es umso besser.
Dies sind meine Lieblings-Methoden für die virtuelle Bühne.
Diese Methoden haben viele Eltern. Die meisten habe ich von Kolleginnen und Kollegen übernommen. Viele Methoden für Online-Events haben wir im Team entwickelt oder angepasst. Andere habe ich gelesen und dann ausprobiert. Wo auch immer die Methoden herkommen: Ich habe sie angewendet und getestet, sie haben sich bewährt und ich empfehle sie wärmstens. Probieren Sie die Methoden aus! Wandeln Sie nach Herzenslust ab. Finden Sie Ihre Lieblingsmethoden.
Die Methoden sind den fünf Phasen eines Online-Auftritts zugeordnet. In meinem Buch “Auf die virtuelle Bühne!” beschreibe ich die fünf Phasen und zeige, wie sich mit ihnen ein Online-Vortrag lebendig gestalten lässt. Wenn Sie mehr über die Planung von Durchführung von Online-Auftritten erfahren möchten, schreiben Sie mir. In einem kostenlosen Erstgespräch können wir klären, wie ich Ihnen helfen kann, und erste Tipps bekommen Sie gratis dazu.
Das Publikum begrüßen
Ein Fakt eine Lüge
Möchten Sie spielerisch in Ihr Online-Event einsteigen? Möchten Sie dabei etwas über Ihre Teilnehmenden erfahren? - Dann probieren Sie diese Methode aus. Am besten geht es so:
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Ich nenne zwei Fakten über mich, von denen nur einer richtig ist und der andere nicht
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Jemand aus dem Publikum meldet sich, um zu raten, welcher Fakt gelogen ist. Ich sage, ob es stimmt.
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Dann ist der oder diejenige dran mit zwei Fakten über sich - von denen wieder ein Fakt gelogen ist.
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So geht es weiter, bis alle einmal dran waren.
Tipp: Erklären Sie Ihrem Publikum, wie es geht und starten Sie mit einem Fakt und einer Lüge. Das gibt den anderen Zeit zum Verstehen und Überlegen. Falls jemandem nichts eigenes einfällt, übernimmt einfach jemand anderes. Das Ganze soll ja Spaß machen, keinen Stress.
Ich mag an dieser Methode, dass sie immer etwas Interessantes über die Teilnehmenden verrät. In späteren Kaffeepausen kann man darauf gut wieder zurückkommen und hat gleich einen Anknüpfungspunkt zum Small Talk.
Aber Achtung: Die Methode braucht etwas Zeit. Deshalb nutze ich sie am liebsten für ganztägige Workshops, nicht für einstündige Vorträge.
Für bis zu 15 Teilnehmende
Impromptu Networking
Haben Sie viele Teilnehmende, die möglichst schnell miteinander in den Austausch gehen sollen? Dann ist Impromptu Networking die Methode der Wahl. Die Idee: Kurze Gespräche zu zweit oder zu dritt, zu einem gegebenen Thema oder einer konkreten Frage. Die Gesprächspartner werden zufällig zusammengewürfelt und wechseln nach wenigen Minuten.
So geht es:
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Die Teilnehmenden werden per Zufall zu zweit in Breakout-Räume geschickt.
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Das Thema oder die Frage für ihr Gespräch wird in den Chat geschrieben.
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Sie bekommen zwei Minuten Zeit, um miteinander zu sprechen.
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Im Anschluss geht es zurück ins Plenum.
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Dann geht es in eine zweite Runde mit anderen Gesprächspartnern und im Anschluss noch eine dritte Runde.
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Achtung: Der Zufall will es, dass manche Teilnehmende in der zweiten Runde die gleichen Gesprächspartner bekommen. Sehen Sie darüber hinweg, meist hat man sich auch dann noch genug zu erzählen. Alternativ können Sie die Teilnehmenden händisch zuordnen, wenn Sie die Zeit oder einen Co-Host haben.
Für beliebig viele Teilnehmende. Auch geeignet für die Phase "Das Publikum beteiligen"
Das Publikum beteiligen
Kopfstand
Die Kopfstand-Methode ist überaus einfach und flexibel einzusetzen. Wann immer wir kreativ denken möchten, Ideen sammeln, Probleme lösen etc. Das Prinzip: Wenn ich zu einer Frage oder einem Problem Ideen sammeln möchte, dann drehe ich die Frage um.
Beispiel: Wir suchen Lösungen, um die Zusammenarbeit im Team zu verbessern. Dafür fragen wir nicht: “Was können wir tun, um die Zusammenarbeit zu verbessern?” Sondern: “Was müssen wir tun, um die Zusammenarbeit zu verschlechtern?” Durch diesen gedanklichen Kopfstand kommt Schwung in die Ideenfindung. Oft werden dabei Dinge genannt, die wir manchmal selbst tun - und damit können wir sie auch einfach abstellen.
So gehen wir vor:
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Die gegeben Frage wird auf den Kopf gestellt. Zum Beispiel: Wie können wir einen Text verschlechtern?
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Die Teilnehmenden arbeiten in Kleingruppen an der Frage und sammeln Ideen am Whiteboard.
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Dann schauen wir im Plenum die Ergebnisse an. Wir wählen einige aus.
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Die gewählten "Verschlechterungs-Vorschläge" werden umgedreht und positiv formuliert. Beispiel: Aus "Viele Fremdwörter nutzen” wird der Vorschlag “Fremdwörter vermeiden”.
Für beliebig viele Teilnehmende.
Den Vortrag halten
Mad Tea im Chat
Mit dieser Methode können Sie Ihr Publikum den ganzen Vortrag hindurch einbinden. Sie können im Dialog bleiben oder auch nur kurz den Puls fühlen. Gerade in Großgruppen ist diese Methode Gold wert.
Sie bereiten drei Satzanfänge vor und bitten Ihr Publikum, diese Satzanfänge im Chat für sich zu beenden. Dafür schreiben Sie den ersten Satzanfang in den Chat und schicken ihn los. Nun geben Sie Ihrem Publikum einen Moment Zeit (aber nicht zu lange), um den Satz für sich zu beenden und in den Chat zu schreiben. Dann schreiben Sie den zweiten Satzanfang in den Chat, schicken ihn los und bitten um Antworten. Danach folgt der dritte Satzanfang.
Die Satzanfänge können von einfach bis kreativ reichen. Zum Beispiel:
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Ich sitze gerade in…
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Mein Tag war bis jetzt…
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Nun bin ich gespannt auf…
Oder:
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Über mich sollten Sie wissen, dass…
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Mein größtes Geheimnis ist…
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Ich finde, dass…
Sie können sich auch auf Ihr Thema beziehen und Vorwissen abfragen. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Abwandlung: Lassen Sie die Antworten als Wasserfall eintrudeln. Hierfür schreiben alle ihre Antworten, aber schicken sie erst ab, wenn niemand mehr schreibt. So trudeln die Antworten in einem Rutsch ein und alle haben gemeinsam Zeit zum Lesen.
Für beliebig viele Teilnehmende. Auch geeignet für die Phasen: Das Publikum begrüßen, beteiligen, verabschieden.
Die Diskussion moderieren
Lean Coffee
Wie schafft man es, in kurzer Zeit möglichst viele Fragen zu behandeln? Mit dieser Workshop-Methode klappt es. Beim Lean Coffee schlagen die Teilnehmenden Themen oder Fragen vor, stimmen darüber ab und diskutieren die gewählten Themen dann in jeweils kurzen Zeitfenstern.
So können Sie den Lean Coffee online servieren:
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Sie bereiten ein Whiteboard mit 3 Spalten vor. Nennen Sie die Spalten “Themenvorschläge - In Diskussion - Erledigt” oder so ähnlich.
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In der linken Spalte sammeln die Teilnehmenden ihre Fragen oder Themen.
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Dann stimmen Sie gemeinsam ab, welche Themen Sie behandeln möchten bzw.in welcher Reihenfolge.
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Nun wird das erste Thema besprochen: Sie ziehen den Zettel mit dem Thema in die mittlere Spalte und geben zwei Minuten (oder so viel Zeit, wie Ihnen angemessen scheint).
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Ist die Zeit um, entscheiden die Teilnehmenden, ob sie das Thema weiter besprechen möchten oder nicht.
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Falls das Thema nicht weiter besprochen werden soll, ziehen Sie den Zettel in die rechte Spalte - dort landen die “erledigten Themen”.
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Dann ziehen Sie den Zettel mit dem zweiten Thema in die mittlere Spalte: Die Diskussion zu dem Thema ist eröffnet.
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Sie verfahren wie mit dem ersten Thema: Sie geben die Zeit vor und am Ende entscheiden die Teilnehmenden, ob sie weiter diskutieren möchten. Dann folgt das dritte Thema, und so weiter.
Tipp: Setzen Sie die Zeit für die Diskussion nicht zu lang an. In der Kürze liegt der Charme dieser Methode. Es kann auch vorkommen, dass zu einem Thema keine Diskussion in Gang kommt. Das ist in Ordnung, dann gehen Sie einfach zum nächsten Thema über.
Für bis zu 20 Teilnehmende.
Circle Way im virtuellen Stuhlkreis
Diese Methode hilft, Diskussionen online zu strukturieren. Wir geben das Wort in der Runde weiter, als säßen wir im physischen Raum im Stuhlkreis. Wenn meine Nachbarin etwas sagt, weiß ich, dass ich als nächstes dran bin, und so weiter.
So geht's online:
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Wir bauen einen Stuhlkreis. Dafür setzen wir Icons oder Platzhalter auf ein Whiteboard oder eine Präsentationsfolie. Wir können einen Tisch in die Mitte stellen oder uns um ein Lagerfeuer setzen wie auf dem Bild unten.
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Wir personalisieren die Icons mit unseren Namen. Wenn wir es bunter haben möchten, wählen wir Figuren, Lieblingsdrinks oder anderes.
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Jemand ergreift das Wort. Wie im physischen Raum erteile ich jemandem das Wort, wenn niemand freiwillig startet.
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Dann geht es durch die Runde. Wenn die erste Person fertig ist, gibt sie das Wort an ihren “Sitznachbarn”, und so weiter.
Abwandlung: Das Wort nicht durch die Runde geben. Wer spricht, wählt danach irgendjemanden aus der Runde und gibt das Wort an ihn oder sie weiter. Das ist umso spannender, wenn der Stuhlkreis nicht mit Namen versehen ist, sondern mit Figuren oder anderen Bildern. Denn dann wissen wir meist nicht, wer hinter der Figur steckt, und sind gespannt, wer als nächstes spricht.
Oder wir werfen ein Wollknäuel durch die Runde. Das kennen manche sicher aus physischen Meetings: Die Trainerin gibt das Wollknäuel an jemanden und erteilt damit das Wort. Wenn die Person fertig ist, wirft sie das Wollknäuel jemand anderem zu. Und so weiter, bis alle dran waren. Online simulieren wir das Wollknäuel, indem wir am Whiteboard Zeichentools aufrufen. Wir aktivieren einen Stift und ziehen mit diesem Stift einen Strich von einem Teilnehmer-Icon zu einem anderen. Mit ein wenig Übung wirkt das, als flöge ein Wollknäuel über den Bildschirm.
Für bis zu 20 Teilnehmende. Auch geeignet für alle anderen Phasen.
Virtueller Stuhlkreis am Lagerfeuer. Die Teilnehmenden haben sich ihre Lieblingsdrinks an ihre Namen geheftet. Auf geht's in eine muntere Plauderrunde!
Das Publikum verabschieden
Popcorn
Mit der Popcorn-Methode können Sie auf elegante Art dafür sorgen, dass alle sich zu Wort melden. Das geht so: Alle Teilnehmenden schalten die Kamera aus. Dann erteilen Sie jemandem das Wort. Der stellt die Kamera an, sagt kurz etwas und gibt das Wort weiter - bei ausgeschalteter Kamera sehen wir umso besser die Namen, so dass es leicht ist, jemanden zu benennen. Der oder die jetzt Aufgerufene schaltet die Kamera an und spricht, benennt dann jemand anderes, und so weiter. Das geht so lange, bis alle Kameras an sind - so wie Sie Popcorn zubereiten, bis alle Maiskörner geplatzt sind.
Die Popcorn-Methode ist geeignet für Vorstellungs- und Feedbackrunden, weniger für Diskussionen, bei denen das Wort zwischen den Beteiligten hin und her gehen kann. Sie funktioniert leider nicht, wenn nicht alle Teilnehmenden sichtbar sind. Aber wenn die Methode funktioniert, kann sie für Auflockerung sorgen und als lebendige Alternative zum virtuellen Tisch dienen.
Für bis zu 30 Teilnehmende. Auch geeignet für: Begrüßen, Aktivieren (kleine Gruppen)
Notizheft oder Spiral Journal
Eigentlich ist diese Methode simpel: Zettel und Stift zücken und aufschreiben, was einem in den Sinn kommt. Raffiniert wird es durch die Vorarbeit: Der Zettel wird nach Anleitung gefaltet, mit dem Stift werden Kreise darauf gemalt und dann erst wird geschrieben.
So geht es:
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Leeres Blatt Papier (A4) und einen Stift nehmen.
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Das Blatt einmal in der Mitte falten.
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Das gefaltete Blatt noch einmal falten.
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Das Blatt wieder auseinanderfalten.
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Den Stift in die Mitte des Blattes setzen und anfangen, kleine Kreise zu ziehen. Den Stift nicht absetzen, sondern einfach weiter Kreise in der Mitte des Zettels ziehen, bis die Moderatorin “Stopp” sagt.
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Nun liegt ein Blatt mit vier Abschnitten vor den Teilnehmenden.
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Geben Sie eine Frage oder einen Satzanfang für den ersten Abschnitt. Zum Beispiel: “Von dem Vortrag nehme ich mit, dass…”. Und bitten Sie die Teilnehmenden, den Satzanfang für sich zu beenden. Geben Sie 1 bis 2 Minuten oder so lange, bis die meisten fertig sind.
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Dann geben Sie eine andere Frage für den nächsten Abschnitt. Zum Beispiel: “Ich frage mich, ob …” Wieder wird eine Weile geschrieben.
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Das Gleiche tun Sie mit dem dritten und vierten Abschnitt. Zum Beispiel: “Jetzt freue ich mich auf…” als Frage für den dritten Abschnitt. Und eine Zeichnung oder ein Smiley für den vierten Abschnitt.
Hinweis: Die Methode lebt davon, dass am Anfang das Blatt gefaltet und Kreise in die Mitte gemalt werden. So soll das Hirn aktiviert werden, Gedanken sollen ins Rollen kommen und es fällt umso leichter, schriftlich zu reflektieren.
Nicht alle Teilnehmenden mögen diese Methode. Manche haben einfach nichts zu schreiben und schauen dann herum. Aber für Abwechslung und Überraschung sorgt die Methode fast immer. Und die Stille am Ende einer Online-Session wirkt einfach wohltuend.
Für beliebig viele Teilnehmende. Auch geeignet für die Phase "Den Vortrag halten".
Digitale Retro
Retrospektiven kennen viele aus dem agilen Arbeiten. Am Ende eines Projektes oder längeren Meetings wird gemeinsam zurück und nach vorn geschaut. Erst jede und jeder für sich, dann werden die eigenen Gedanken mit den anderen geteilt.
Meist wird in drei Schritten vorgegangen. Zum Beispiel im Format “Liked, learned, lacked” mit den Fragen: Was war gut, was schlecht und was hat gefehlt? Oder indem man fragt: Was habe ich gelernt? Wie kann ich das anwenden? Was werde ich konkret (anders) tun? Mit einer Google-Suche finden Sie unzählige Varianten für Retrospektiven, kurz Retros. Seien Sie kreativ und probieren Sie verschiedene Varianten aus.
Wichtig: Geben Sie den Teilnehmenden Zeit, erst für sich zu schreiben, bevor wir lesen, was die anderen schreiben. Das geht mit speziellen Online-Retro-Tools oder auch an Whiteboards wie Miro.
Tipp: Führen Sie eine Live Retro am Ende Ihres Seminars durch und ersetzen Sie damit das Feedback-Formular, das im Nachgang geschickt und oft nicht ausgefüllt wird.
Für bis zu 30 Teilnehmende.
Viele weitere Methoden finden Sie in unserem eBook “Von Analog zu
Die Liberating Structures bieten einen Fundus an kreativen Methoden. Popcorn, Mad Tea und
andere hier genannte gehören dazu. Auf der
Website finden Sie weitere.